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Springerle Model

aus "Modelschätze", Uralte Tradition

eine Leseprobe - von Elke Knittel und Rolf Maurer

...Für uns heute kaum vorstellbar: Schon vor 2500 Jahren prägte man im Indus-Tal Teige mit Modeln. Kaum viel später tauchen Gebäckmodel dann in Mesopotamien auf. Die Sumerer drückten ihre Schrift und auch bildliche Darstellungen mit Rollsiegeln in weichen Ton. Eigentlich nahe liegend, diese Technik auf Gebäckmodel und Teig zu übertragen, oder? Außerdem: Es soll Handelswege zwischen dem Indus-Tal und Mesopotamien gegeben haben.

Auch der ägyptische Herrscher Ramses III. liebte, so heißt es, die Verwendung von gemodeltem Gebäck beim Zelebrieren religiöser Handlungen. Auch im Alltag durfte gemodelt werden. Allerdings nur für den Hof. Ob die Griechen das Teigprägen von den Ägyptern übernahmen, wissen wir nicht. Erhalten sind Beispiele, die auch hier eine Verwendung im kultischen Bereich belegen sowie im Umfeld des bei den Griechen so wichtigen und hoch angesehenen Schauspiels.

Von wem schließlich die Römer die Vorliebe für Modelgebäck übernommen haben, lässt sich nicht nachweisen. Es taucht bei ihnen im 1. Jahrhundert nach Christus auf. Anlass, Gebäck zu modeln, waren Siegesfeiern und Gedenktage von Herrschern. Die Motive auf den Modeln lassen außerdem vermuten, dass das Brot, das man bei öffentlichen Spielen verteilt hat, geprägt war. "Panem et circenses" ("Brot und Spiele"), das war in Rom ein politisches Mittel, um das breite Volk auf Kurs zu halten. Dargestellt wurden Gladiatorenszenen, Götter, Kaiserbildnisse, von Böcken gezogene Wagen oder auch Masken. Funde im Rheingebiet, in Niederösterreich, Oberösterreich und Ungarn belegen, dass die Römer die Verbreitung dieses Brauchs in Europa auslösten. Sie sorgten dann auch dafür, dass wir das Wort "Model" haben.

Aus dem lateinischen "modulus", was so viel wie "Maß" heißt, wurde im Althochdeutschen "modul", was auch "Regel", "Form" und "Vorbild" bedeutet. Hieraus entwickelte sich dann das Wort "Model". Es heißt übrigens der Model und nicht das Model.

Natürlich hatten auch schon die Germanen mit Honig gesüßte Gebildbrote. Die christlichen Klöster nahmen dann die römischen und die germanischen Traditionen der Gebildbrote und Modelgebäcke auf, pflegten sie weiter und stimmten sie auf ihre Zwecke ab. Bekannt die gemodelten Hostien. Vermutlich gingen gerade von ihnen Anregungen aus, die schließlich zu einer verstärkt einsetzenden Herstellung von Gebäckmodeln bei den gewerblichen Bäckereien und vor allem bei den Lebküchnern führte. Die Mehrzahl der ältesten erhaltenen Model aus dem 15. Jahrhundert, also der Zeit der Gotik. Es gibt auch einige wenige frühere Stücke. Diese Model waren selten aus Holz, sondern meist aus Stein - vorwiegend aus dem hellen Kehlheimer Schiefer oder aus Speckstein - und natürlich aus gebranntem Ton.

Mit ihrer Verbreitung außerhalb der Welt der Klöster, des Adels und der reichen Patrizierhäuser begann man dann in nachgotischer Zeit die Model mehr und mehr in Holz zu schnitzen. Model konnten auch aus Gusseisen, Zinn und später aus Schwefel sein. Ausgeformt und geprägt wurden die verschiedensten Teige zum Beispiel für Lebkuchen, Zuckerwerk, Marzipan, Fruchtpasten, Biskuit, Springerle, Tragant, Butter. Aber auch Wachs und Papiermasse wurde in Model gedrückt. So verzierte man Kerzen kunstvoll mit Wachsreliefs und formte mit Modeln plastische Votive aus, wie man sie als Opfergaben und Weihgeschenke auf Wallfahrten und Prozessionen benötigte. Mit den Papierausformungen konnten Schachteln dekoriert und Hausaltärchen geschmückt werden.

Veröffentlichung des Buchauszugs mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Silberburg-Verlags.

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